Ein Mädchen, 10 Jahre alt, kam zu mir ins Coaching. Wir nennen sie jetzt mal Maria. Die Mutter wünschte sich, dass sie selbstbewusster wird und sich mehr zutraut.
Sehr schnell kam in unserem Gespräch heraus, dass sie eine sehr dominante Freundin hatte, die ihr regelmäßig androhte, die Freundschaft zu beenden. Auf diesem Weg manipulierte diese Freundin Maria sehr erfolgreich.
Diese ungesunde Freundschaft hatte ihre Wurzeln bereits im Kindergarten. Hier kam es zu einer Situation, in der diese Freundin etwas anstellte und Maria dafür bestraft wurde. Unter Tränen erzählte sie mir noch von ihrer Hilflosigkeit, dass die Freundin so gut lügen kann und die Erzieherinnen lieber der Freundin geglaubt haben als ihr. Die Strafe war in der Ecke stehen und Maria hatte keine Chance ihre Unschuld zu beweisen.
Mit diesem Hintergrundwissen gingen wir aber in unserem Gespräch in ihr Verhältnis zu dieser Freundin heute.
Das Gefühl, dieser Freundin hilflos ausgeliefert zu sein, konnten wir sehr schnell mit ein paar Rollenspielen und positiven Affirmationssätzen auflösen. Wir nahmen der Angst, diese Freundin zu "verlieren" den Schrecken und Maria hatte nun die freie Macht über ihre Entscheidungen: Was, wann und ob sie sich mit diesem Mädchen treffen oder etwas mit ihr unternehmen möchte. Maria erkannte, dass es nicht schlimm war, wenn die Freundin mal beleidigt oder sauer auf sie war und konnte so einen riesen Balast von ihren Schultern ablegen.
Nach zwei Wochen wieder bei mir im Coaching war klar, dass dieses Mädchen emotional keine "Macht" mehr über Maria hatte. Meine Schülerin konnte nun Freundschaften zu anderen Mädchen pflegen, die sie mehr bereicherten und ihr viel mehr Spaß machten.
Der Schmerz aus der Szene im Kindergarten war zwar noch da. Gemeinsam entschieden wir uns, dass diese Situation 1. schon lange her ist und 2. dass Maria nun ja auch um einiges älter ist und sich somit gegen dieses andere Mädchen kommunikativ besser wehren kann.
Die ungerecht erhaltene Strafe stellten wir auf die Beine: Ecke stehen war ja eigentlich nicht so schlimm! Dumm gelaufen! Ich weiß, dass ich im recht war! Es bestand kein Grund mehr in dieser alten Geschichte, an der wir heute ja eh nichts mehr ändern können, rum zu bohren.
Im dritten Coaching war es emotional überhaupt kein Thema mehr.
Klar höre ich in den Elterngesprächen dann immer: Genau das gleiche habe ich ihr auch schon X-Mal gesagt!
Man darf aber nicht vergessen, dass die Mama ja ständig redet und berät und meckert etc.
Bei mir ist es ein geschützter Raum. Wir sind unter uns. Ich bin NICHT die Mama.
Durch die vorbereitenden Gespräche und Fragen fallen meine Vorschläge und Übungen auf fruchtbaren Boden, was zuhause zwischen Tür und Angel oft nicht möglich ist.
Natürlich koche ich auch nur mit Wasser. Vielleicht ist das auch der Grund, warum wir oft nur 2-4 Coachings bei mir brauchen, weil Ihr Mamis schon so eine gute Vorarbeit geleistet habt?
Maria war nur vier mal bei mir. Das Feedback von den Eltern ist extrem positiv. Sie ist selbstbewusster, sicherer im Auftreten und wenn ich sie bei mir im Training sehe, strahlen ihre Augen.
Das, was sie bei mir gelernt hat, hat sie geschafft auch in andere Situationen zu übertragen und es geht ihr scheinbar richtig gut dabei.
Somit ist es am Ende auch egal, was ihr geholfen hat. Wichtig ist: Sie ist ein freier Mensch geworden, sie ist sich ihrer inneren Stärke bewusst und kann nun glücklich und eigenverantwortlich in ihr Leben starten.
Und nur das zählt.